China: ausgeglichene Berichterstattung
China ist mittlerweile überall und aus der täglichen Berichterstattung nicht mehr wegzudenken. Egal ob Radio, Print, TV oder online, täglich lassen sich Berichte, Analysen oder Kommentare zu China finden. Aus China selbst, also von Expert*innen vor Ort, ist die Auswahl allerdings sehr gering. Viele Journalist*innen müssen sich daher auf die wenigen Informationen verlassen, die sie aus dem Land bekommen. Darüber hinaus spielen politische Interessen oder Ansichten selbst bei auf ersten Blick objektiver Berichterstattung eine größere Rolle, als sie es möglicherweise bei anderen Themen ohne Chinabezug tun würden.
In der europäischen – insbesondere der deutschpsrachigen – Berichterstattung über China ist es immer wieder die Neue Züricher Zeitung (NZZ), die mit interessanten Artikeln neue Blickwinkel eröffnet. Die schweizer Redaktion leistet sich ein dichtes Korrespondentennetz, wodurch sie weniger auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen ist.
Auch bei großen internationalen Medienhäusern wie der New York Times oder CNN sollte man von einer ausgewogenen Berichterstattung ausgehen. Dass dies nicht unbedingt der Fall ist, hat die amerikanische NGO fair.org in einer Studie untersucht. Matthias Müller hat sich diese Studie für die NZZ angeschaut.
“Eine jüngst veröffentlichte Studie der amerikanischen Nichtregierungsorganisation fair.org belegt, wie verzerrt selbst jene westlichen Medien von den Ereignissen in der einstigen britischen Kolonie berichten, die mit Personal vor Ort sind. Alan Macleod hat für fair.org in der Untersuchung «With People in the Streets Worldwide, Media Focus Uniquely on Hong Kong» die Berichterstattung und die darin verwendete Wortwahl der «New York Times» und von CNN zu den Protesten in Chile, Ecuador, Haiti und Hongkong verglichen.”
Die Ergebnisse der Studie und eine Einschätzung lesen Sie im Artikel «New York Times» und CNN berichten tendenziös über die Aufstände in Hongkong: Woher rührt die Doppelmoral amerikanischer Medien?.
Selbstverständlich verfolgen nicht nur einige Medienhäuser in den USA bestimmte politische Strategien, sondern auch die staatlich gesteuerten Medien in China. Beispielhaft sei hier die Diskussion um den Ausbau des 5G-Netzwerkes in Deutschland genannt. Für chinesische Medien ist klar: dass der Markteintritt für Huawei so schwierig ist, liegt einzig an der Beeinflussung deutscher Politiker und Unternehmen durch die USA. Betrachtet man die Debatte um 5G in Deutschland jedoch genauer, so fällt schnell auf, dass die Warnungen aus den USA nicht ausschlaggebend für die Ablehnung gegenüber Huawei sind, sondern im Gegenteil auch Lösungen aus den USA kritisiert werden. Dies nicht zuletzt wegen der Abhörskandale, die seit 2013 bekannt wurden. Vielmehr steht unter anderem die Angst vor zunehmender Industriespionage im Fokus der politischen und wirtschaftlichen Entscheider:
But for the vast majority of German policymakers who have spoken out against Huawei, the position of the United States has never been more than a secondary concern. Highest on their list of concerns has been the risk of exposing the future German 5G network to large-scale espionage and data theft on behalf of corporate and political actors in China. In recent years, Germany’s intelligence agencies have reported a steady increase in Chinese government-directed espionage and hacking activities against German targets, primarily with the aim of acquiring corporate secrets. China is now considered the source of the majority of cyberattacks against Germany. In 2019, some of the largest German companies confirmed that they had been targeted by a new wave of cyberattacks that likely originated with the Chinese government.
Analysiert und aufgeschrieben hat dies Björn Alexander Düben, Assistant Professor an der School of International and Public Affairs der Jilin University, für The Diplomat: Try as It Might, Germany Isn’t Warming to Huawei.