Operation am geschlossenen Brustkorb

14,8% der Patienten in deutschen Fachabteilungen sind 80 Jahre oder älter. Das ist mittlerweile jeder siebte Patient in der Herzchirurgie. Und auch der Anteil der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen steigt kontinuierlich. Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) spricht ausdrücklich davon, dass trotz des kontinuierlich steigenden Alters der Patienten die Überlebensraten „durchweg stabil“ seien. Und das, obwohl ältere Patienten natürlich viel häufiger unter potenziell riskanten Begleiterscheinungen leider als jüngere – von Diabetes bis Nierenschwäche. Ganz offensichtlich kann die moderne Chirurgie in Deutschland, vor allem aber die moderne Anästhesie, mit solchen Begleiterkrankungen gut umgehen.

Die häufigste Herzoperation ist weiterhin, wenig überraschend, die Bypass-Chirurgie. Aber es gibt eine zweite Operation, die immer häufiger wird: die Klappen-Chirurgie. Dabei werden defekte Herzklappen entweder repariert oder gleich komplett ersetzt.

Und dabei gibt es eine bemerkenswerte Entwicklung. Man kann vor allem die größte der Herzklappen, die Aortenklappe ohne eine offene Herzoperation ersetzen: Statt den Brustkorb zu öffnen schieben die Ärzte eine zusammengefaltete Herzklappe über einen Katheter ins Herz und setzen sie dort ein.

Ist dieser Eingriff besser als die offene Operation? Die Antwort ist umstritten und hängt wiederum auch von dem Alter der Patienten ab. Vor allem bei älteren Patienten kann der Eingriff schonender sein. Welche Technik im Einzelfall die beste ist, lässt sich nur im Gespräch mit Chirurg und Anästhesist klären.

Aber: Auch ein sehr hohes Alter macht eine Herzoperation nicht unmöglich – noch nicht einmal eine Operation an der Herzklappe.

Quelle: Dr. Magnus Heier, Neurologe und Wissenschaftsautor, Kölner Stadtanzeiger, 21.05.2016 – Nr. 68